Erfolgsaussichten nach Refertilisierung
Mit der Einführung der mikrochirurgischen Operationstechniken, der ultrafeinen Naht- und Nadelmaterialien sowie der Spezialisierung von Operateuren auf diesen Eingriff haben sich die Erfolgsraten für die mikrochirurgische Refertilisierung dramatisch verbessert. .
Waren in früheren Jahren der Operationserfolg und die Schwangerschaft eher ein Glücksfall, so bietet die heutige mikrochirurgische Refertilisierung die allerbesten Erfolgsaussichten auf Wiederherstellung der Fruchtbarkeit und Erzielung einer Schwangerschaft.
Die aktuellen Studien der spezialisierten Operationszentren zeigen einen positiven Samenerguss nach Vasovasostomie (VVS) in ca. 85 bis 97 % aller operierten Fälle und durchschnittlich 50 % der betroffenen Paare erreichen später eine Schwangerschaft. Verglichen mit allen Alternativverfahren, wie der künstlichen Befruchtung, ist die mikrochirurgische Refertilisierung das aussichtsreichste und mit Abstand kostengünstigste Verfahren, um eine erneute Schwangerschaft zu erreichen. Anzumerken ist, dass es sich bei den erzielten Schwangerschaften um „normale“ Schwangerschaften handelt, das heißt, im Gegensatz zu den künstlichen Befruchtungsverfahren findet sich keine erhöhte Zahl von Risikogeburten (wie zum Beispiel nach Zwillings- oder Drillingsschwangerschaften).
Nach einer mikrochirurgischen Tubulovasostomie (TVS) findet sich ein positiver Samenerguss in ca. 65 % der operierten Patienten; die Schwangerschaftsrate nach Tubulovasostomie liegt in den internationalen Studien bei ca. 20 - 30 %.
Für das Eintreten einer Schwangerschaft ist natürlich neben der Fruchtbarkeit des Mannes auch die Empfänglichkeit (Fruchtbarkeit) der Partnerin ausschlaggebend.
Die allerbesten Prognosekriterien finden sich daher bei Paaren, die bereits ein gemeinsames Kind haben und vor der Sterilisation des Mannes zusammen Eltern geworden sind. In solchen Fällen findet sich auch bei langer Sterilisationsdauer eine exzellente Prognose.
Man benötigt kein Medizinstudium, um zu wissen, dass eine junge Frau naturgemäß fruchtbarer und empfänglicher ist als eine Frau jenseits der 40. So zeigen auch die großen Studien, dass die Schwangerschaftsrate mit dem Alter der Partnerin abnimmt.
Ein wichtiges Prognosekriterium ist darüber hinaus die Sterilisationsdauer des Patienten (Obstruktionszeit oder Verschlusszeit genannt). Zwar weisen mehrere internationale Studien auch sehr gute Operationserfolge bei langen Verschlusszeiten nach – auch bei Obstruktionszeiten über 15 Jahre. Unsere eigene Erfahrung im Zentrum für Andrologie und Mikrochirurgie legt nahe, dass die Fruchtbarkeitsprognose bei Patienten mit einer Sterilisationsdauer über 15 Jahren abnimmt. In diesen Fällen sollte erwogen werden, während der Refertilisierungsoperation eventuell zusätzlich Hodenproben zu entnehmen und in einer Samenbank als Kryptodepot einzufrieren. So steht im Falle einer unzureichenden Fruchtbarkeit später Material für künstliche Befruchtungsmaßnahmen zur Verfügung.
Auch bei Partnerinnen, die älter sind und bisher noch nie schwanger waren, kann es sinnvoll sein, künstliche Befruchtungsmaßnahmen als alternatives Therapieverfahren zu überlegen. In jedem Falle sollte bei diesen Partnerinnen vor der Refertilisierung eine gründliche frauenärztliche Untersuchung erfolgen.