Nach der Operation

Nach der Operation muss sich der Patient zunächst von der zwei- bis dreistündigen Narkose erholen. Dank der modernen Narkosemittel sind die Patienten im Allgemeinen schon nach sehr kurzer Zeit wieder munter und können normal essen und trinken.

Da die Gefäß- und Wundpräparation bei mikrochirurgischen Eingriffen sehr akkurat durchgeführt wird, kommt es nur sehr selten zu stärkeren Schwellungen oder Verfärbungen am Hodensack. Trotzdem ist es sinnvoll, zum Beispiel durch Kühlung Schwellungen vorzubeugen. Der Patient sollte sich in den ersten ein bis zwei Tagen nach der Operation körperlich schonen.

Die Schnitte beziehungsweise der Schnitt am Hodensack werden schon im OP mit einem Pflasterverband versorgt. Manche Operateure legen eine sogenannte Drainage in die Wunde ein. Dabei handelt es sich um sehr dünne, weiche Kunststoffschläuche, die durch Kapillarwirkung das entstehende Wundwasser nach außen in den Verband leiten. Solche Drainagen werden im Rahmen der Wundkontrolluntersuchung am Folgetag entfernt. Durch das weiche Material der Drainagen ist die Entfernung der Drainagen kaum zu spüren.

Es hat sich bewährt, die Wunde unter der Haut (intracutan) mit selbstauflösendem Fadenmaterial zu vernähen. Das hat viele Vorteile für Patient und Arzt. Da keine Fäden entfernt werden müssen, sind bei komplikationslosem Verlauf keine weiteren ärztlichen Maßnahmen erforderlich und der Patient kann die Wunde schon nach zwei bis drei Tagen ohne Pflaster offen tragen. Wurde der Schnitt in der Mittellinie des Hodensackes (Rhaphe scrotalis) geführt, so ist meist schon nach einigen Tagen die Wunde kaum mehr erkennbar. Hinzu kommt ja, dass der Hodensack ohnehin relativ faltig ist und schon nach kürzerer Zeit wieder Schamhaare wachsen. In den ersten Tagen reicht hautschonendes, weiches Papierpflaster.

Für die ersten Tage nach der Operation empfehlen wir unseren Patienten, sich körperlich zu schonen, das heißt keine schwere körperliche Arbeit oder Sport für etwa 14 Tage. Duschen können sich die Patienten nach zwei Tagen, dieses sollte sich jedoch in der Anfangszeit zunächst auf Reinigungszwecke beschränken. Ein längeres Erholungsvollbad sollte erst nach Abheilung der Wunde durchgeführt werden. Bei schwerer körperlicher Berufstätigkeit empfehlen wir unseren Patienten eine Arbeitspause von 14 Tagen, bei leichter körperlicher Belastung von zehn Tagen. Bei reiner Bürotätigkeit sind meist sieben Tage ausreichend.

Eine besondere Belastung des Genitalbereiches und des Operationsareales ist natürlich sexuelle Aktivität. Es empfiehlt sich daher, für etwa 14 Tage sexuell abstinent zu bleiben.

Viele Patienten fragen sich, wie lange es dauert, bis die Fruchtbarkeit wieder eintritt. In einigen Fällen lassen sich Samenzellen im Samenerguss schon wenige Tage nach der Operation wieder nachweisen. Im allgemeinen wird empfohlen, Kontrollspermiogramme nach sechs Monaten durchzuführen, aber auch eine Untersuchung nach zwei Monaten gibt schon einen deutlichen Hinweis auf einen möglichen Operationserfolg oder -misserfolg. Bei normal fruchtbarer Partnerin kann der Eintritt der Schwangerschaft bis zu zwölf Monate dauern. Wenn sich über ein Jahr lang, trotz positiven Spermiogrammes, keine Schwangerschaft einstellt, sind weiterführende Untersuchungen empfehlenswert.

Viele Patienten sorgen sich, ob die „ersten Spermien“, die nach einer Refertilisierung wieder im Sperma erscheinen, besonders alt und möglicherweise geschädigt sind. Es gibt keine wissenschaftlichen Hinweise, dass ältere Samenzellen ein besonderes Risiko für die daraus eventuell entstehenden Kinder bedeutet. Es ist daher nicht notwendig, nach einer Refertilisierungsoperation und bei bestehendem Kinderwunsch zunächst zu verhüten, um das Erscheinen von „frischen“ Samenzellen abzuwarten.